So langsam steht ja SsH II vor der Tür.
Ich möchte diese Gelegenheit nutzen um auf einen Bericht von der Premiere aufmerksam zu machen, der leider wenig beachtung fand, aber aufgrund seiner Zeitlosigkeit eigentlich auch mit zukünftigen Kicker Geschehnissen kompatibel ist.
"Unterm Tisch ist auch auf der Party" oder wie man Talent versaufen kann. Text: DüsseltalerEs ist eine Szene wie in einem schlechtem Tatort. Das Hotelzimmer das ich betrete riecht nach kaltem Rauch und billigem Fusel.
Am Fenster an einem Runden Tisch sehe ich meine beiden Verabredung sitzen.
Ich bin hier für ein Interview, doch ich komme mir vor als würde ich hier eine dubioses Ding abziehen wollen.
Jeden Moment rechne ich damit das die Tür aufspringt und ein Einsatzkommando der Berliner Polizei den Raum stürmt oder das meine Gegenüber mir einen Knüppel über den Schädel oder Pistolen ziehen.
Dabei geht’s hier nur um Fußball. Ja nicht mal um den richtigen sondern um Tischfussball.
Klingt eigentlich ziemlich harmlos und zu recht würde wohl niemand vermuten, das es hinter der Welt aus Holztischen, Plastikfiguren und Eisenstangen auch echte Schicksale gibt. Doch diese beiden, nach Berliner Kindel und Goldkrone miefenden Gestalten, sind solche Schicksale.
Golde und Stelli, einst mit vielen Erwartungen und Träumen in eine Fußballerkarriere gestartet, holte sie schnell das mangelnde Talent und die fehlende Fitness ein und ein Wechsel vom Rasen an die auf Holz gemalten Fußballfelder der Kneipen wurde unausweichlich.
Doch keineswegs eingeschüchtert vom vorausgegangenem Scheitern, warf man sich auch hier frohen Mutes und guter Dinge an die Tische...
oder sollte man sagen "unter" die Tische ? Nach anfänglichen Siegen blieben die ganz großen Erfolge aus. Der Alkohol, en Detail, nach Bewohnern südamerikanischer Länder klingende Giftmischungen zerrten am Stehvermögen der beiden Kurbeldreher, nicht zu sprechen vom verheerenden Einfluss den Ihre kräftezehrende Vorliebe für Promille und alles Trinkbare auf Ihre ohnehin rar gesäten Kicker Talente ausübte.
Es kam wie es kommen musste. Geblendet von den kleineren Erfolgen der ersten Gehversuche im Tischfussball, bekam man einfach nicht mit wie sie der Weg des lasziven Alkoholgenusses und ausschweifenden Lebensstils immer mehr nach unten zog.
Und so sprachen die beiden Gescheiterten noch lange von Ihren glorreichen Siegen und rosigen Zukunftsplänen, als man schon längst den Kicker gegen einen von Bierflaschen zugepflasterten Holztisch und die erhofften Fangesänge gegen das leise Hintergrund - Rauschen des drittklassigen Pornos, im gehackten Pay TV getauscht hatte.
Doch in dieser ganzen Atmosphäre von Alkohol, billigen Mädchen und Drittligafußball, blieb den Beiden ein letzter Strohhalm, den sie zu ergreifen wohl ohne diese Selbstlüge nicht die Kraft gehabt hätten.
Der als Turniersieg getarnte Rettungsanker heißt nun also "Siege statt Hiebe" ein Fanclub Kickerturnier im Herzen der Republik in Berlin.
Dort treten die beiden "Havelpralinen" ( so ne Art Selbsthilfegruppe für Oberklassen Unterklassen Fußball anm. d. Red. ) noch einmal an und wollen nicht nur die Gegner sondern auch dem Schicksal ein Schnippchen schlagen.
Ein Sieg ist angesichts der starken Konkurrenz nicht wahrscheinlich, aber wer weiß... "Untern Tisch gesoffene leben länger !" oder wie heißt das alte Chemnitzer Sprichwort ?
Wünschen wir Ihnen auf jeden Fall Glück.
Das Interview das ich Eingehens beschrieb, kam am Ende dann doch nicht zu stande.
Noch bevor ich den Raum durchschreiten und auch nur ein Wort sagen konnte, bekam ich einen Anruf aus der Redaktion.
An der Nordsee ist wohl ne Bockwurst geplatzt und mein Chef meinte, das wäre dann doch interessanter als die beiden
"Fast - gar nicht mal so schlecht spielenden - Ex - Tischfußballer - Semi - Profis".
Wir werden sehen wie es weitergeht, es ist ja schließlich nicht alles Goldi was glänzt !
Einst gefeierte Stars der Berliner (Stamm)Tischfussballrunde,
heute Schatten Ihrer eigegnen Vergangenheit.